Ein Ringgedicht ist ein Gedicht, das manchmal auch musikalisch spricht, ringsherum, ab und zu und häufig

 

Musikalische Moritat

 

Im sicheren Refugium

spielt er ein Präludium.

 Eigens selber komponiert

 es seine Notenblätter ziert.

Es ist gewiss kein Dideldum.

 

Es ist gewiss kein Dideldum

was klingt auf dem Harmonium.

Wunderbar in allen Tönen

den allerhöchsten wie den schönen

mit ganz viel Takt so drumherum.

 

Mit ganz viel Takt drumherum,

da bleibt keine Seele stumm.

Der Komponist ist stark gerührt,

dass ihm so etwas passiert,

 so dass er braucht ein Tonikum.

 

So dass er braucht ein Tonikum

beim nächsten Oratorium.

Er nimmt ein paar Tropfen mehr

denn es hilft ja wirklich sehr.

Verdächtig riechts nach Opium.

 

Verdächtig riechts nach Opium.

Und Polizei fragt ringsherum.

Der Komponist antwortet nicht,

 wie es wäre seine Pflicht.

Man ordert ein Doktorium.

 

Man ordert ein Doktorium

ohne Bimbamborium.

Die Meinungen sind eh verschieden,

der Komponist auch längst, hinieden....

Leis tönt noch sein Präludium.

 

 Gesicht wahren

 

 Ab und zu und manchmal häufig,

macht man dies und das verkehrt.

Man bemerkt es erst beiläufig

und später, dass es etwas stört.

 

Und später, dass es etwas stört.

 Kommt es vor, dass es vermehrt,

reagier' nicht gleich empört.

Bei andern läuft auch was verkehrt.

 

Bei andern läuft auch was verkehrt.

Es wahr zu haben, ist nicht leicht.

Doch der, der übern Mund Dir fährt,

sich selber nicht mir Dir vergleicht.

 

Sich selber nicht mit Dir vergleicht.

Fremde Schwächen aufzuspüren,

 ist einfacher, ja, doch, vielleicht.

Nur nicht das Gesicht verlieren.

  

K.F. 6/19