Lebenserfahrungen ... jeder Mensch hat ein Geheimnis...sehr eigenartig...

 

Eigenartig

 

Heut sehe ich den Mond nur halb,

 wie mit der Schere durchgeschnitten

 doch ein Auge blinzelt mich an,

 „Ich hab ja nicht so viel gelitten!“

 

 Ein weicher Schleier über ihm.

 Ich ahne seine dunkle Seite

 

vor dem hellem Hintergrund

 Er ist so eigenartig heute!

 

Als ich wieder nach ihm schaue,

 glaube ich es wirklich kaum.

Wo ist der Mond in seiner Helle?

 Nur ein Fleck im Himmelsraum.

 

K.F. 8/16

 

Geheimnisse im alten Kasten

 

 Ein alter Kasten, gut versteckt

 vor hundert Jahren, jetzt entdeckt.

 Licht nur von Laternenmasten,

die das Bild ganz sanft erfassten.

Vorsichtig schau ich hinein.

 Was könnte da wohl drinnen sein?

 Alter Spiegel, Puderquasten,

 die die Finger da ertasten.

 

und ein Hauch von Rosenduft

 liegt in der staubgetränkten Luft.

Zu wem wohl diese Dinge paßten

 aus dem schönen alten Kasten?

 

Und es fließen die Gedanken,

 die um Vergangenes sich ranken,

 wollen ruhen nicht und rasten.

Die Zeit verfliegt zu meinen Lasten,

 

denn ich schreibe das Gedicht

 mit einem Lächeln im Gesicht.

 Fingertanz auf schwarzen Tasten:

 „Geheimnisse im alten Kasten“...

 

K.F. 4/19

 

 

Eigenartige Erfahrungen

 

Mancher erfährt,

 dass wenn er fährt

 stets mit Wagen und Pferd,

 

 wär gesünder, er geht,

 zu Fuß sich ergeht,

 und dabei er dacht,

 

ein Gedicht sich erdacht

 

und nach Dichterermessen

 will die Dichte er messen.

 Schon ist er trunken,

 im Sinnrausch ertrunken,

 

dass, das, was er dichtet,

 allein hat erdichtet

 und so nun er sinnt,

 was Neues ersinnt.

 

Ob heimwärts er geht

 oder er fährt,

 der Leser es hier

 nicht mehr erfährt.

 

K.F.

 

 

Dringlichkeiten

 

„Diese Arbeit ist sehr dringlich,“
und er sagt's noch mal auf „Inglisch“.
„Ja, ich wünsch es auf der Stell,
meine Dame, hurtig, schnell.“

Noch ein kleines „vor“ davor,
„Vordringlich“ - klingt es in ihr Ohr.
Eindringlich sind der Worte Zahl
in Hirn und Kopf und fast fatal.

Aufdringlich möchte sie es nennen.
Privat und Dienst, das ist zu trennen.
Zudringlich fand sie das Begehren,
Zudringlichkeiten soll man wehren.

Angezeigt den Fall als dringlich.
„Please und Yes“, man spricht ja „Inglisch“.
„Zu Protokoll, jetzt, auf der Stell“.
„Nun, meine Dame, nicht so schnell...“?

 

K.F. 12/17

 

 

 

 

 

Selbsterkenntnis

 

 

Ich entdeckte ein Gesicht

 heut auf dem Küchenherd,

 dieses kannte ich ja nicht,

 es hat mich schon gestört.

  

Es grinst gezielt um sich herum

 auf ganz besond're Weise.

 Ich fühlte mich schon etwas dumm 

vor dem Elektrokreise. 

 

Ein Weilchen, bis ich dann verstand,

 der Topf war wasserleer,

 die Kartoffeln angebrannt,

 drum roch es auch so sehr.

  

Was soll ich daraus lernen?

 Das Facebook ist ja immer da,

 man kann sich auch entfernen.

 Doch nicht vom Herde, lieb Mama.

 

 K.F. 1/19